02 Mai 2008

GTÜ warnt vor der "tickenden Bombe" Stoßdämpfer


Stoßdämpfer sind eigentlich Schwingungsdämpfer. Sie sind Metallhülsen, in denen ein beweglicher Kolben die Belastungen der Karosserie abfedert und die Räder regelrecht auf die Straße drückt. Den nötigen Widerstand gewährleistet eine Kolbenfüllung mit Öl oder Stickstoff bei einem Druck bis 25 bar.

Die Dämpfer verschleißen mit der Zeit und werden undicht – entsprechend ihrer Beanspruchung durch Fahrweise, Beladung, Bodenunebenheiten oder Bordsteinkanten eben etwas schneller. "Ihre Wirkung lässt dabei jedoch schleichend nach, so dass man sich daran gewöhnt und in Extremsituationen einer plötzlichen Gefahr ausgesetzt ist", warnt die Stuttgarter Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ). 



Verwiesen wird dabei auf konkrete Ergebnisse einer Studie des Instituts für Verkehr und Umwelt: Demnach weisen heute rund 15 Prozent aller Fahrzeuge bei Untersuchungen defekte Stoßdämpfer auf.

Über 50 Prozent der Unfälle von Fahrzeugen, die mehr als zehn Jahre bzw. 150.000 km gefahren wurden, sind durch defekte Stoßdämpfer (mit-) verursacht. Wie so häufig, werden ältere bzw. Fahrzeuge mit hohen Laufleistungen dann auch noch von Fahranfängern gefahren, denen es außerdem an Praxis und entsprechender Einschätzung der technischen Defizite mangelt. 



Defekte Stoßdämpfer beeinträchtigen auch Sicherheitssysteme



"Die meisten Fahrer sind ganz besonders überrascht, dass defekte Stoßdämpfer sogar schon bei niedrigen Geschwindigkeiten den Bremsweg enorm verlängern", stellt die GTÜ fest. Typisch sei beim Bremsen auch das "Nicken/Abtauchen" des Fahrzeugs nach vorn. Abgenutzte Stoßdämpfer vermindern die Bodenhaftung, die Spurtreue und Kurvenstabilität. Dies führe zu gefährlichem Schlingern, insbesondere beim Spurwechsel und in Kurven. Zudem reagiere das Fahrzeug empfindlicher auf Seitenwind. Beim Beschleunigen und beim Überqueren von Bodenwellen komme es zum „Aufschaukeln“. Bei großen Bodenunebenheiten schlagen die Stoßdämpfer durch.



Defekte Stoßdämpfer beeinträchtigen nach Angaben der GTÜ-Ingenieure jedoch auch die Funktionstüchtigkeit elektronischer Fahrwerkskomponenten wie ABS, ASR, DSC, ESP und Co. Ferner wird das Reifenprofil stärker und ungleichmäßiger abgenutzt. Verminderten Fahrkomfort, unruhiges Fahrverhalten und Lenkradflattern mögen die Autofahrer ja noch unbeschadet wegstecken, aber spätestens ein Ausweichmanöver oder eine Vollbremsung bringe den Fahrzeuglenker "in allergrößte Gefahr".



Schnelltests zur ersten Selbstdiagnose



Der berühmte Wipptest mit dem Nachschaukeln bringe heute allenfalls einen Hinweis auf Totalausfälle von Stoßdämpfern. Vielmehr rät die GTÜ zu regelmäßiger Sichtkontrolle auf Ölaustritt am Stoßdämpfer sowie auf unregelmäßig abgefahrene Reifen.

Der Expertentipp: "Achten Sie auch verstärkt auf ungewohnte Effekte beim Fahren wie Radspringen mit lautem Rattern und Lenkradflattern. Und beobachten Sie das Bremsverhalten auf das typische Nicken".

Spätestens nach 60.000 bis 80.000 km oder sobald einem ein ungewohntes Fahrverhalten auffällt, sei es an der Zeit, einen professsionellen Stoßdämpfercheck auf dem Prüfstand in einer Fachwerkstatt durchführen zu lassen. Wird dabei ein Stoßdämpferdefekt festgestellt, sollten die Dämpfer stets paarweise pro Achse ausgetauscht werden.

Quelle: GTÜ