28 September 2007

Umbruch im Servicegeschäft


Das Ersatzteil- und Servicegeschäft sieht in Deutschland laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey&Company harten Zeiten entgegen. Vertragswerkstätten würden immer intensiver mit Serviceketten und freien Anbietern auf einem stagnierenden Markt kämpfen. Auch Versicherungen und Automobilclubs positionieren sich. Schließlich heizen Private-Equity-Firmen durch Übernahmen und hohe Renditeerwartungen den Wettbewerb an. Das Werkstattsterben gehe weiter. Bereits in den vergangenen fünf Jahren ist die Anzahl der Servicestationen in Deutschland um 15 Prozent geschrumpft, ergab die Umfrage unter 5.000 Kunden und rund 300 Werkstättenbetreibern.

Mit einem Anteil von knapp 60 Prozent dominieren der Analyse zufolge traditionelle Vertragswerkstätten den deutschen Markt. Da mit der stetig steigenden Qualität der Neuwagen die Serviceintervalle immer länger ausfallen und Kunden immer preissensitiver werden, kämpfen die Herstellerbetriebe mit schwacher Auslastung.
Steigende Reparaturkosten, verursacht durch immer mehr Elektronik im Fahrzeug und durch die Modulbauweise, könnten den Trend nicht stoppen.

Vor allem freie Werkstätten und Ketten machen dem Servicegeschäft der Hersteller zu schaffen, hieß es weiter. Besonders kritisch werde es für sie, wenn Autos ein Alter von drei oder vier Jahren erreichen. Dann würden Autofahrer häufig von der Vertragswerkstatt zu einem freien Anbieter wechseln. Der Analyse zufolge verlieren die klassischen Händlerbetriebe in dieser Zeit mehr als 20 Prozent ihrer Kunden. Gleichzeitig würden freie Anbieter ihren Marktanteil in diesem Segment ausweiten. Derzeit betrage der Marktanteil etwa 40 Prozent. Gerade hier würden sich erhebliche Leistungsunterschiede zwischen den Herstellern zeigen: Die Besten besitzen eine mehr als 20 Prozent höhere Kundenloyalität.

Die Unternehmensberatung hat noch drei weitere umkämpfte Bereiche auf dem After-Sales-Markt ausgemacht. So setzen zum einen im traditionellen Ersatzteilgeschäft No-Name-Produzenten die Markenhersteller immer mehr unter Druck. Händler der großen Automarken gehen davon aus, dass sich der Anteil der No-Name-Ersatzteile in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln wird. Zum anderen umgehen Originalteile-Hersteller unabhängige Teilehändler und bauen einen Direktvertrieb an freie Werkstätten mit eigenen Lagerstrukturen und Distributionsnetzen auf. Schließlich nutzen etwa Versicherungen und Automobilclubs die Nähe zu ihren Kunden und Mitgliedern und vereinbaren zunehmend exklusive Kooperationen mit Werkstätten im Schadensfall. Dies hat zur Folge, dass der Autofahrer seinen Serviceleister nicht mehr frei wählen kann.

Quelle: AUTO SERVICE PRAXIS Online